Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 16. Juli 1998

*

"Ungeschwärzte Akte
Wegen 'vorsätzlich rechtswidrigem' Verstoß gegen das Stasi-Unterlagengesetz hat Sachsens Datenschutzbeauftragter Thomas Giesen den Dresdner Wissenschaftsminister Hans Joachim Meyer gerügt. Im Zusammenhang mit einem Arbeitsrechtsstreit um die Entlassung einer Stasi-belasteten Krankenschwester hatte Meyer aus der Dresdner Außenstelle der Gauck-Behörde deren ungeschwärzte IM-Akten beschaffen lassen. ... Ende März ließ der Minister einen Regierungsdirektor vor der Mitarbeiterversammlung der medizinischen Fakultät aus den Stasi-Akten zitieren. ... Im Mai 1993 erhielt sein Haus Stasi-Unterlagen eines ehemaligen Mitarbeiters des Ardenne-Instituts, die dann an die Öffentlichkeit gelangten. Schon damals war der Datenschutzbeauftragte alarmiert worden. Nur weil Meyer Besserung gelobte, verzichtete er auf eine formelle Beanstandung." SPIEGEL 29/1998
"Akenlage spricht dagegen, daß Krankenschwester Opfer des MfS, nicht Täter war
Pressesprecher Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst" Leserbrief zu 'Auch im Schlamassel kann Meyer noch bolzen' (FR 11.7.98), FR 16.7.98 S. 7

*

"Grüne: Überwachung behindert Wachstum
Der Bonner Versuch, die Verschlüsselung von Daten zu verbieten, um dem Staat seine Kontrollbefugnisse zu erhalten, sei aus wirtschaftlichen wie datenschutzrechtlichen Gründen abzulehnen, sagte der Forschungsexperte der grünen Bundestagsfraktion, Manuel Kiper, gestern in Bonn. ... Die größte Hemmschwelle für die Nutzung von Online-Angeboten liegt nach Meinung der Grünen darin, daß die Kunden ihr Vertrauen in die Intergrität des Umgangs der Anbieter im Internet mit den Kundendaten verloren hätten. Wer deshalb einen entsprechenden Datenschutz verweigere, torpediere die Entfaltung des Internet in Deutschland." HB 16.7.98 S. 7

*

"Sozialamt engagierte für viel Geld einen Privatdetektiv
Sozialhilfe-Schwindel/Rechtsamt hält Maßnahme für zulässig / Bürgermeister Joachim Vandreike ist anderer Auffassung
... Das städtische Rechtsamt hält es in 'krassen Ausnahmefällen' für zulässig, wenn das Sozialamt eine Detektei einschaltet, um einen Schwindler zu überführen. ... Welche Auffassung der hessische Datenschutzbeauftragte vertritt, war noch nicht zu erfahren. Es sei ein Brief an das Sozialamt unterwegs, meinte die zuständige Pressesprecherin, Ulrike Müller. Man werde sich erst äußern, wenn dieser Brief angekommen sei. ... der Anwalt des ehemaligen Sozialhilfeempfängers, teilte laut dpa mit, ... fünf Privatdetektive hätten den 50jährigen zehn Tage lang observiert." FR 16.7.98 s. 21

*

"Kein Lauschangriff 1997
In Brandenburg ist im vergangenen Jahr niemand auf Grundlage des Landespolizeigesetzes (Paragraph 33) abgehört worden." MoPo 16.7.98 S. 17

*

"Grüne warnen vor Zugriff auf Daten
Die Grünen haben sich gegen eine Einschränkung der Datensicherheit in der Telekommunikation durch eine neue Überwachungsverordnung ausgesprochen." SZ 16.7.98 S. 5
"Die Ohren des Großen Bruders
Mit der Informationsgesellschaft sind wir auf dem Weg in die totale Überwachung- und keinen scheint´s zu stören ... Gestern sollte in Bonn eine Expertenanhörung zum Thema Telekommunikations-Überwachungsverordnung (TKÜV) stattfinden. Laut Bundeswirtschaftsministerium ist das Treffen ... noch einmal verschoben worden - auf den Herbst. Die deutsche Wirtschaft läuft Sturm gegen diese Ausführungsverordnung zum Telekommunikationsgesetz (TKG), mit deren Hilfe Unternehmen dazu verpflichtet werden sollen, ihre Kommunikationssysteme abhörfähig zu machen ... Anfang dieses Jahres legte der britische Autor Steve Wright der EU-Arbeitsgruppe STOA (Scientific and Technological Options Assessment - Bewertung wissenschaftlicher und technologischer Möglichkeiten) eine Studie vor, die sich mit den derzeitigen Methoden politischer Kontrolle beschäftigt. Kapitel 4 widmet sich den 'Entwicklungen der Überwachungstechnolgoien' und liest sich wie eine Mischung aus Orwell und einem James-Bond-Drehbuch. ... Washington übt zunehmenden Druck auf die EU aus, sogenannte Kryptobestimmungen zu implementieren. Funktionsweise: Verschlüsseln darf jeder, aber ein Nachschlüssel wird bei US-amerikanischen Behörden abgegeben." ND 16.7.98 S. 3

*

"Asylbewerber kaufen ab August mit Chipkarte ein
80 Geschäfte akzeptieren Plastikgeld / Sozialsenatorin: Modell für Kriegsflüchtlinge" BerlZtg 16.7.98 S. 19

*

"Lex Kohl
Der letzte DDR-Außenminister und jetzige stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Markus Meckel, darf Akten, die er selbst als Außenminister angelegt hatte und die jetzt im Auswärtigen Amt gelagert werden, nicht einsehen. Begründung: die 'gesetzliche Sperrfrist' von 30 Jahren." SPIEGEL 29/1998

*

"Ganz brisante Sache
Thüringische Verfassungsschützer pflegten inoffizielle Kontakte zu Mitarbeitern der Erfurter Gauck-Behörde. Die Jagd nach einem Spion geriet zur Posse." SPIEGEL 29/1998

*

"Tauziehen um Stasiakten
Landtag entscheidet über Sonderausschuß - erneut Krach wegen DVU-Beteiligung ... Die DVU müsse rein in den Stasi-Sonderausschuß, damit sie dem Gremium zustimme und selber zur Überprüfung bereit sei - so hat sich das CDU-Fraktionschef Christoph Bergner gedacht. Die SPD denkt sich zu diesem Thema alle paar Stunden etwas anderes aus." ND 16.7.98 S. 5

*

"Verdächtige Nachbarn
Die Personendaten von Sexualverbrechern sind in der USA jederzeit online zugänglich" taz 16.7.98 S. 14

*

"Wenn der freundliche Nachbar plötzlich verhaftet wird
Namensverwechselungen stiften Verwirrung in Ägypten / Eine Nummer für jeden?" FAZ 16.7.98 S. 9


Zur ▄bersicht vorheriger Ausgaben des Privacy Magazine  Zur Übersicht vorheriger Ausgaben des Privacy Magazine